Kino Welt

DER SCHLIMMSTE?

DER SCHLIMMSTE MENSCH DER WELT

VERLEIH: KOCH FILMS

KINOSTART: 01. Juni 2022

 

Die 29-jährige Julie (Renate Reinsve) hat viele Freiheiten. Aufgewachsen in einem gutbürgerlichen Umfeld, brauch sie sich um ihre berufliche Karriere keine Sorgen zu machen. Möchte sie am Anfang noch ambitioniert Medizin studieren, schweift sie schnell ab zum Studium der Psychologie um am Ende gänzlich das Lernen zu lassen um Gelegenheitsautorin und Fotografin zu werden.

Ähnlich lässt sie sich auch in ihren Privaten Liebesdingen treiben. Nachdem sie eine längere Beziehung mit dem 44-jährigen Comic-Autor Aksel (Anders Danielsen Lie) hat, fühlt sie sich eins um andere Mal erdrückt von seinem Ruhme.  Auf einer Hochzeit, bei der sie sich als „Party-Crasher“ outet, lernt sie flüchtig Eivind (Herbert Nordrum) kennen. Nachdem Aksel um ihre Hand anhält und von Kindern spricht verlässt sie ihn für ihr Zufallsbekanntschaft Eivind, der sich kurzerhand auch von seiner Freundin löst. Um selbständiger zu leben, muss sie sich als Buchverkäuferin verdingen, doch das Leben mit Eivind scheint für sie auch nicht erfüllend zu sein. Als sie plötzlich erfährt, dass Aksel todkrank ist, lässt sie die Freundschaft mit ihm nochmals aufleben. Was ihr eine neue Inspiration für ihr Leben gibt.

Mit „DER SCHLIMMSTE MENSCH DER WELT“ entführt uns der dänische Regisseur und Drehbuchautor  Joachim Trier in die Welt der beschwingten Osloer Jugend, in eine Welt in der alles möglich zu sein scheint und man sich ungehemmt ausleben kann. Er konzentriert sich auf das selbsterfüllte Leben einer Generation die ohne Probleme aufzuwaschen scheint und sich selbstbestimmt dem leben hergibt.

Wobei der Filmtitel doch sehr in die Irre führt. Ist man ein „schlimmer Mensch“, wenn man auf andere weniger Rücksicht nimmt um sich selbst zu verwirklichen und außerhalb der Konventionen von Partnerschaft und Kindekriegen als junge Frau seine Erfüllung sucht? Die Schauspielerin Renate Reinsve als Julie verkörpert diese zügellose Antithese zu den Mainstreamerwartungen der Gesellschaft mit gekonnt spitzbübisch-selbstbewussten Humor und einer perfekten Leichtigkeit wirklich einzigartig. Der Esprit, der bei ihrer schauspielerischen Leistung auf den Zuschauer überspringt ist zu vergleichen mit einer warmen Frühlingsbrise die unsere Gemüter erfrischt.

Joachim Trier splittet den Film in zwölf Kapitel-plus Pro- und Epilog auf. Die Erzählweise ist zwar deshalb starr vorgegeben, literarisch und episodisch angelegt, gibt dem Film mit seinen 128 Minuten aber ein erhöhtes Tempo vor. Während einige Episoden nur Stichworte sind, können andere wiederum als echte „Kurzfilme“ auch für sich alleine stehen.

Das macht den Film interessant und spritzig.

Joachim Trier hat sich nach seinen Ausflügen in den englischsprachigen Film, „Louder Than Bombs“, auf seine Wurzeln besonnen und hat mit „DER SCHLIMMSTE MENSCH DER WELT“ einer Generation ein Denkmal gesetzt, die lieber in einer unbekümmerten Unbestimmtheit dahinleben will und den Konventionen des „Erwachsenseins“ zu entfliehen versucht.

FAZIT: Ein leichter „Sommerfilm“ über die Erfahrung einer jungen Frau, die sich im Leben orientieren will und den richtigen Weg für sich unbeschwert finden möchte. GROßARTIG!

jens oliver marcks

 

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