ZU RECHT GEFEIERT
SCHWEIGEND STEHT DER WALD
Verleih: ALPENREPUBLIK GMBH
KINOSTART: 27. OKTOBER 2022
Deutschland 1999: Die Forstpraktikantin Anja Grimm (Henriette Confurius) soll in ihrer alten Heimat in der Oberpfalz, unweit der KZ-Gedenkstätte Flossenbürg, für ein Praktikum den Wald kartografieren. Sie kehrt zurück, an den Ort, wo ihr Vater als sie acht Jahre alt spurlos verschwunden ist. Beim Kartografieren stößt sie dabei auf Ungereimtheiten. Ihre Art der suche stößt bei den ehemals befreundeten Einheimischen auf Misstrauen und Argwohn.
Als kurz nach ihrer Ankunft ein Mord passiert und der Mörder Selbstmord begeht, spornt sie das noch mehr an, den Treiben der Einheimischen auf den Grund zu gehen. Dabei deckt sie einen Massenmord auf. Plötzlich ist sie die gejagte und sie erkennt ihre ehemaligen Freunde nicht wieder.
Mit „Schweigend steht der Wald“ feiert die Schauspielerin und Produzentin Saralisa Volm ihr wirklich beeindruckendes Langfilm-Debüt.
Sie strickt dabei aus Krimi-Elementen und historischen Fakten um die Erschießung von Juden kurz vor Kriegsende eine dicht-emotionale Handlung um die Schuld des Einzelnen und der Gemeinschaft.
Dies verbindet sie sie zu einem düsteren Thriller, der die Zuschauer in ihren Stühlen „fesselt“!
Dieser Thriller fängt die düstere Atmosphäre des Waldes und seiner Menschen wie ein Brennglas ein.
Man spürt förmlich die Kälte des Waldes, die selbst langsam in den Körper des Zuschauers kriecht und wie sich der Nebel breit macht und die Enge des Waldes Einen Angst machen kann. Die klaustrophobische Kälte des Waldes und die Abneigung der Einheimischen gegenüber der „Fremden“ (Anja) kommt hier in seiner Gänze zur Geltung. Nicht nur die Vertuschung des Mordes an ihrem Vater als auch der Verbrechen in den letzten Tagen des 2. Weltkrieges.
Saralisa Volm verdichtet diese Geschichten zu einem wirklichen spannenden Thriller.
Nichts ist so wie es scheint! Wer ist Freund, wer ist Feind?
Man muss sofort an das Märchen „Hänsel und Gretel“ denken. Was wenn das gewohnte „Märchen“ eine Lüge ist? Was wenn sich alles ganz anders zugetragen hat? Was wenn die böse Hexe im Knusperhäuschen eigentlich das Opfer war und ihre Geschichte die einer Selbstverteidigung? Was, wenn Hänsel und Gretel zwei kleinkriminelle Kinder waren, die das Haus der Frau erst aus Habgier leerräumten und dann abfackelten, um die eigenen Spuren zu verwischen?
Henriette Confurius als Anja Grimm, spielt hier einfach großartig ihre Rolle als selbstbewusste Frau, die auf der Suche nach der Wahrheit um das Verschwinden ihres Vaters auf ein grausiges Geheimnis stößt, dass die verschworene Gemeinschaft des Dorfes und ihrer Bürger bis zum äußersten treibt um ein dunkles Kapitel deutscher Geschichte zu verschleiern.
Der Kameramann Roland Stuprich („Ende Neu“, 2018) fängt mit seinen Bildern und Kamerafahrten gekonnt die klaustrophobische Kälte des Waldes und den eigentümlichen Argwohn der Protagonisten ein, und verdichtet diese zu einer einzigartigen Komposition. Untermalt wird diese düstere Szenerie von der Musik von den schwer-düsteren Klängen von Malakoff Kowalski.
„Schweigend steht der Wald“ ist ein sehenswerter Thriller und Spielfilmdebüt, das seine Uraufführung auf der diesjährigen 72. Berlinale zu Recht feierte.