WHISKEY REVOLUTION
VON DREIEN DIE AUSZOGEN…
… den Whiskey zu revolutionieren.
Eine solche Chance gibt es nur einmal im Leben, da haben Steffen Lohr, Bastian Heuser und Sebastian Brack, wenn auch jung so doch schon alte Hasen im Spirituosen Geschäft, Recht. So kamen sie zu einer funktionierenden Destillerie, 60 Kilometer südlich von Berlin. Hier reifen Whiskey, Rum und auch Gurkenschnaps (aber dazu in einer anderen Geschichte). Die Spreewood Destillerie ist die älteste Destillerie Brandenburgs und ein perfekter Fluchtpunkt für jeden Mann. Doch leider werden noch keine Zimmer vermietet. Fünf Jahre haben die Herren jetzt das Schicksal der Whiskeys in der Hand und dürften jetzt schon zu den kultigsten Produzenten des edlen Getränkes zählen. Dabei gibt es noch so viel zu erzählen, was wir in dem ersten Artikel gar nicht unterbringen konnten, aber wofür gibt es erst einmal das Internet und die Homepage.
Alles ist Grund genug sich einmal mit Bastian Heuser über die Geschichte und Ausrichtung zu unterhalten.
Interview: Oliver Williams Fotos: Spreewod Archiv
TO GO: In welcher Whiskeylaune ist denn die Idee entstanden eine Destillerie zu betreiben?
Eigentlich wollten wir damals lediglich ein Fass Whiskey für unsere Agenturkunden kaufen, zurückgekehrt sind wir dann mit der ganzen Destillerie! Es war in der Tat kein erklärtes Lebensziel, sondern eher das Ergreifen einer sich bietenden Chance, die man so nur einmal im Leben bekommt.
TO GO: Ich denke, auch wenn Ihr eine bestehende Destillerie übernommen habt, so ist das doch kein nahtloser Übergang oder?
Nein, überhaupt nicht. Ein weißes Blatt Papier als Ausgangspunkt ist meines Erachtens oftmals leichter. Dann kann alles von Anfang an so sein, wie man es sich immer vorgestellt hat. Übernimmt man etwas Bestehendes ist vieles nicht so, wie man es sich eigentlich geträumt hat. Man ist viel mit „Change Management“ beschäftigt, wie man es neudeutsch wohl nennt. Insbesondere das „Früher war alles besser“ hört man dann zunächst sehr oft…aber wenn man konsequent weiterarbeitet, dann gibt sich das auch mit der Zeit! Und die Vorteile sind natürlich nicht von der Hand zu weisen: bereits bestehenden Umsatz und Gebäude in einem guten Zustand zu übernehmen, hilft natürlich ungemein, schnell die Schlagzahl zu erhöhen. Der Vorbesitzer der Destillerie wollte von Anfang einen klaren Schnitt, insofern war da wenig Übergang. Man hat sich da noch 3-4 Wochen ausgetauscht und dann haben wir uns ans Werk gemacht. Wir sind ja auch Autodidakten, mussten uns vieles selber beibringen, insbesondere das Brennen. Da wir aus dem Marketing und Vertrieb kommen, haben wir zunächst einmal eine Marke und eine Vision erarbeitet und sind dann sukzessive dazu übergegangen, eigene Produktionsprozesse aufzusetzen, die Marke in der Region bekannter zu machen und einen eigenen Vertrieb aufzubauen. Nebenher haben wir Lagerhäuser und neue Brennanlagen verbaut und uns so aufgestellt, dass wir die Grundlagen zur Umsetzung der Vision schaffen. Letztlich sind wir dieses Jahr an unseren Ground Zero angelangt. Jetzt geht die eigentliche Arbeit erst los!
TO GO: Ihr seid alte Marketinghasen bzw. wisst wie man Alkoholmarken etabliert. Dennoch ist es sicher ein anderes herangehen, wenn man auch der Produzent ist?
Es ist ein völlig anderes Herangehen. Eine so hochwertige und regional nachhaltige Produktion wie wir sie betreiben aufzusetzen, besitzt eine ganz andere Komplexität wie das reine Vermarkten und Verkaufen. Betriebe die selber produzieren, sollten vom Verbraucher auch ganz anders wertgeschätzt werden, als die Marken, die ihren Sprit nur irgendwo einkaufen, ihren Namen drauf kleben und weiterverkaufen. Aber das war ja auch genau unser Ansinnen mit der Übernahme der Brennerei. Ein Produkt in den Händen zu halten was wir von A bis Z selber mit unseren Händen gemacht haben.
TO GO: Haben die Vorgänger schon Whiskey mit Roggen hergestellt oder war das Eure Idee?
Jein. Der Vorbesitzer hat kleine Mengen Roggenwhiskey produziert und uns gefiel der sehr gut. Primär wurde aber Single Malt aus Gerstenmalz produziert. Das ging dann einher mit unserer Recherche und unserer Vergangenheit als Bartender. Wir lernten schnell, dass der Roggen das Urgetreide Brandenburgs und Nordeuropas ist, dass er eine Kernidentität unserer deutschen Brotkultur ist und zu alledem war er die ursprünglich in den meisten klassischen Whiskey-Cocktails verwendete Whiskeysorte. Das passte einfach zusammen. Und da wir gern eine Nische finden und lieber Experten in der Nische sind, haben wir beschlossen, kein anderes Getreide mehr zu verarbeiten. Somit sind wir die einzige und erste reine Roggenwhiskey-Destillerie Deutschlands.
TO GO: Es hat nicht lange gedauert und es hagelte Auszeichnungen für die Produkte. Habt Ihr das erwartet?
Nein, das wäre vermessen. Umso mehr hat es uns gefreut, dass wir schon mit dem Whiskey, den wir übernommen haben ein gutes Händchen beweisen konnten.
TO GO: Mit welchem der zahlreichen Preise hättet Ihr nie gerechnet?
Ganz besonders hat uns natürlich die Auszeichnung zum „World’s Best Rye Whiskey 2019“ bei den World Whiskies Awards geehrt, so etwas wie die Oscarverleihung unter den Whiskeys!
TO GO: Der „Full proof rye whiskey“ mit 55% Alkohol war doch sicher eine besondere Herausforderung?
Die meisten Menschen schrecken immer vor den 55% Vol. zurück. Aber wenn man ihn erst im Mund hat, merkt man die gar nicht so. Es ist für die Stärke ein sehr milder und runder Whiskey mit einer fantastisch-komplexen Tiefe!
TO GO: Schlummern in Eurer Destillerie auch schon Fässer, die darauf vorbereitet werden erst nach 30 oder 40 Jahren abgefüllt zu werden?
Soweit sind wir noch nicht, erstmal müssen wir einen entsprechenden Bestand aufbauen. Aber wir arbeiten daran, dass wir in ein paar Jahren auch ältere Whiskeys anbieten können!
TO GO: Ist schon ein neuer Whiskey in Planung?
Im Oktober ist es soweit, dann werden wir unseren ersten Single Rye Malt Whiskey auf den Markt bringen. Darauf freuen wir uns schon ganz besonders!
TO GO: Welches ist der beste Whiskey Cocktail?
Jeder nach seiner Fasson! Ich persönlich liebe aber den Manhattan mit Rye Whiskey, rotem Wermut und Angostura Bitters.
TO GO: Was sollte man mit Whiskey nie tun?
Ihn Kindern zum Trinken geben.
