Kino Welt

WILLKOMMEN

DIE BARBAREN-WILLKOMEN IN DER BRETAGNE

VERLEIH: WELTKINO FILMVERLEIH

KINOSTART: 26. JUNI 2025

In der bretonischen Kleinstadt Paimpont möchte der Bürgermeister unter der großen Zustimmung der gesamten Gemeinde eine Familie aus der Ukraine aufnehmen. Doch es kommt anders. Statt den ukrainischen Flüchtigen kommt die syrische Familie Fayad, Marwan (Ziad Bakri), seine Frau Louna (Dalia Naous), ihre gemeinsame Tochter Alma (Rita Hayek) und der Großvater Hassan (Fares Helou), als Flüchtlinge in die Kleinstadt. Während der Bürgermeister Sébastien Lejeune (Jean-Charles Clichet) und andere Hilfsbereite Menschen, wie die Lehrerin Julie (Julie Delpy) und ihre Freundin Anne Poudoulec (Sandrine Kiberlain) den Flüchtlingen helfen, regt sich bei den anderen Anwohnern Widerstand gegen die arabische „Invasion“. Angeführt wird der Widerstand von Klempnermeister Hervé Riou (Laurent Lafitte), seiner Frau Géraldine (India Hair) und dem Fleischer Philippe Poudoulec (Mathieu Demy), Annes Mann.

Doch auch Marwan und Louna sind verzweifelt, denn bevor sie geflüchtet sind vor den Häschern des Diktators Assads, war er ein gutverdienender Architekt und sie eine Chirurgin, doch hier in Frankreich ist es ihnen unmöglich in ihren Berufen zu arbeiten.

Als der schrullige Bauer Yves Auteuil (Albert Delpy), Marwan für 1 € ein abbruchreifes Haus verkauft scheint die Stimmung der Stadtgemeinschaft vollends ins Nationalistische umzuschlagen. Dies entzweit auch Julie und Anne. Als es bei einem Willkommensfest für die Fayads durch nationalistische Krawallmacher von Außerhalb zu einem Eklat kommt, wollen auch die Fayads der Stadt den Rücken kehren.

Unter der Regie von Julie Delpy, die gemeinsam mit Lea Domenech und Matthieu Rumani das Drehbuch schrieb, ist „Barbaren-Willkommen in der Bretagne“ ein unbeschwerter und unkomplizierter Film, der einige sehr komplexe Themen behandelt.

Jeder, der schon einmal einen Film über einen Kulturkonflikt gesehen hat, weiß, wie diese Geschichte enden wird, bevor der Vorspann zu Ende ist, aber dennoch ist es eine unterhaltsame Reise zu einem sehr ernsten und aktuellen Thema.

Die Filmemacherin bewegt als Schauspielerin, Autorin und Regisseurin geschickt die Grenze zwischen Drama und Komödie, wie sie bereits in ihren früheren Filmen wie „Zwei Tage in Paris (2007) oder )“ „Zwei Tage in New York (2012)“ gezeigt hat. Diese charmante Mischung aus Humor und progressiven Ideen, hebt „Barbaren-Willkommen in der Bretagne“ sehenswert über die üblichen Integrationsdramödien hinaus.

Die Stadt ist voller farbenfroher Charaktere, die zwar eher Karikaturen in extremer Form sind, aber sie repräsentieren die Archetypen, die wir gut kennen: Den untreuen Ehemann, den rechtsgerichteten Arbeiter, den glücklosen Bürgermeister, den vergessenen Handlanger, den sonderbaren alten Bauern und die Einwanderer, die sich unwillkommen fühlen.

Doch gemeinsam sorgt das Darstellerensemble dafür, dass die Einwohner von Paimpont funktionieren, so exzentrisch und übertreiben sie auch sein mögen.

Nicht nur als Regisseurin und Drehbuchautorin sorgt Julie Delpy dafür, dass die latente Xenophobie und der Rassismus der Menschen subtil in Szene gesetzt werden und diese auch gekonnt entlarven und dem Zuschauer den Spiegel vorhält, sondern auch als Schauspielerin kann sie dies vorantreiben.

Vor allem weil das Verhalten der Menschen gegenüber „Fremden“ universell ist nicht nur auf Frankreich begrenzt ist, ist dieser Film so sehenswert. Zugegeben, der Film hätte die Themen Fremdenfeindlichkeit, Flüchtlingen und Einwanderung noch schärfer ansprechen können, aber letztendlich erreicht dieser unbeschwerte Spaß sein Ziel. Dieser unterhaltsame Film bietet einige witzige Momente, doch man hätte sich gewünscht, dass der Fokus mehr auf der Familie Fayad als auf den Charakteren tollpatschiger bretonischer Dorfbewohner liegt.

Dieser Film regt nicht nur zum Zwischenmenschlichen Nachdenken an, sondern bietet auch darüber hinaus die Möglichkeit die beiden herausragenden französischen Schauspielerinnen Sandrine Kiberlain und Julie Delpy wieder einmal auf der großen Leinwand zu erleben. jens oliver marcks

By continuing to use the site, you agree to the use of cookies. more information

The cookie settings on this website are set to "allow cookies" to give you the best browsing experience possible. If you continue to use this website without changing your cookie settings or you click "Accept" below then you are consenting to this.

Close